Gemeinsam für den Frieden
Kindermissionswerk trifft Projektpartner aus der Zentralafrikanischen Republik
Zwei Religionen im Dialog – Erzbischof Dieudonné Nzapalainga, Pastor Nicolas Guérékoyame-Gbangou und Imam Omar Kobine Layama aus der Zentralafrikanischen Republik trafen sich in dieser Woche mit Vertretern des Kindermissionswerks ,Die Sternsinger‘ und anderer Hilfswerke. Im Zentrum der Gespräche stand die Aussöhnung zwischen Christen und Muslimen in dem Bürgerkriegsland. Eine schwierige Aufgabe, denn Rebellengruppen schüren bewusst den Hass zwischen den Religionen. Im vergangen Herbst waren die Geistlichen für ihren Einsatz mit dem Aachener Friedenspreis 2015 ausgezeichnet worden.

Foto: Christian Schnaubelt / missio
„Wir säen Samen der Versöhnung und der Toleranz. Irgendwann werden wir die Früchte ernten können“, so die Preisträger über ihre Arbeit. Der Samen – das ist ihre Friedensinitiative, eine Reihe von Projekten, die das Miteinander von Christen und Muslimen landesweit fördern: Kinder unterschiedlicher Konfessionen sollen endlich wieder gemeinsam in Schulen lernen, Krankenhäuser sollen offen stehen für alle, ganz gleich, ob sie eine Kirche oder eine Moschee besuchen. Radiosendungen verbreitet Nachrichten, die Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen betonen. „Dieses Miteinander von Christen und Muslimen ist vorbildlich“, so Prälat Dr. Klaus Krämer, Präsident des Kindermissionswerks. „Es zeigt, dass der Teufelskreis des Terrors nur überwunden werden kann, wenn sich alle verantwortungsbewussten Kräfte in allen Religionen zusammentun, um sich für Frieden und Gerechtigkeit und gegen jede Form der Instrumentalisierung von Religion für machtpolitische Zwecke einzusetzen.“
Unrecht unter dem Deckmantel der Religion
Seit einem blutigen Putsch vor zwei Jahren erschüttern Kämpfe zwischen der selbsternannten („christlichen“) Anti-Balaka-Miliz und der („muslimischen“) Rebellenmiliz Séléka das Land. Bewusst bedienen sich die Rebellenführer religiöser Stereotypen und schüren Hass und Zwietracht zwischen Christen und Muslimen. Besonders Jugendliche lassen sich leicht von dieser Propaganda einnehmen und für den Krieg mobilisieren – bietet ihnen doch die Zugehörigkeit zu einer Rebellengruppe zumindest die Perspektive auf ein sicheres Einkommen. Jahrzehntelang haben politische Machthaber und internationale Konzerne die Zentralafrikanische Republik zum Leid ihrer Bewohner heruntergewirtschaftet und sich selbst bereichert. Die Rebellen führen dieses Unrecht unter dem Deckmantel der Religion fort. „Auch ihnen geht es nur um Bodenschätze. Es geht um Gold und Diamanten. Die Religion ist nur das Mittel zum Zweck“, erklärt Erzbischof Nzapalainga.
Fast eine Million Menschen haben ihre Heimat verloren
Der Terror der Milizen hat mittlerweile über 900.000 der 4,6 Millionen Zentralafrikaner vertrieben, unter ihnen war auch Imam Omar Kobine Layama. Ebenso wie rund 10.000 andere muslimische und christliche Flüchtlinge hat Erzbischof Nzapalainga ihm auf dem Kirchengelände in der Hauptstadt Bangui Asyl gewährt und so sein Leben gerettet. Seither setzen sie sich gemeinsam mit Pastor Nicolas Guérékoyame-Gbangou für eine gewaltfreie Konfliktlösung in Zentralafrika ein. „Wir müssen für den Frieden die Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen wieder betonen. Wir haben eine gemeinsame Geschichte und den gemeinsamen Auftrag, dass Menschen in Würde leben“, stellt der Imam heraus. So ist es auch Teil ihrer Initiative, Jugendliche in Methoden der gewaltfreien Kommunikation zu schulen. Unter Anleitung von Experten arbeiten sie auf lokaler Ebene als Friedensbotschafter in christlich-muslimischen Teams zusammen. Andere Maßnahmen richten sich besonders an Flüchtlinge, die in Lagern leben. Hier hilft die interreligiöse Friedensinitiative, indem sie neben Maßnahmen der Gewaltprävention auch die Selbstorganisation der Flüchtlinge unterstützt und bei der Rückkehr in die Heimatregionen hilft.
Eine Ermutigung für Menschenwürde
„Angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte ist die Verleihung des Preises eine wichtige Ermutigung zum Einsatz für die Menschenwürde von Flüchtlingen in unserem Land und weltweit“, hebt Prälat Krämer hervor. „Die Hauptlast der weltweiten Migration tragen Afrika, der Nahe Osten und Mittlere Osten selbst, auch das illustriert diese Preisvergabe“, so Krämer. „Dort brauchen sowohl diejenigen Hilfe, die diese Flüchtlinge versorgen und aufnehmen, als auch diejenigen, die in den Herkunftsländern der Migration die Fluchtursachen beseitigen wollen.“
Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ unterstützt in der Zentralafrikanischen Republik aktuell 18 Projekte, unter anderem den Bau von Schulen und Kindergärten sowie den Ausbau weiterer Bildungseinrichtungen. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit mit Erzbischof Nzapalainga stehen ein Straßenkinderzentrum in der Hauptstadt Bangui und der Bau eines Ausbildungszentrums für jugendliche Schulabbrecher. Geplant ist außerdem der Ausbau eines Programms zur gewaltfreien Kommunikation und Friedensarbeit mit Jugendlichen unterschiedlicher Religionen wurde erfolgreich durchgeführt und die drei Religionsvertreter betonen: „Die Methodik, dass andere engagierte Afrikaner kommen und uns helfen, und der ganzheitliche Ansatz mit verschiedenen Gruppen auf Augenhöhe zu arbeiten, haben uns überzeugt und wir wünschen uns, dass die Aktivitäten weitergehen und auch auf Schulen und weitere Regionen ausgedehnt werden.“