„Ich hatte keine Todesangst“
(Text: Robert Baumann)
Der Knall der platzenden Autoscheibe ist ohrenbetäubend und kommt ohne Vorwarnung. Der Stein trifft Bruder Bernhard direkt am Kopf. Benommen sackt er hinter dem Lenkrad zusammen. Noch ehe er begreift, was passiert, reißen die Männer die Fahrertür auf und zerren ihn aus dem Wagen. Dann schlagen und treten sie mit 20 Leuten wie von Sinnen auf ihn ein. „Todesangst hatte ich keine“, sagt Bernhard. „In dem Moment war ich innerlich ganz ruhig.“ Erst als er sich nicht mehr bewegt, hören sie auf und lassen ihn blutüberströmt auf der einsamen Straße liegen. Weil sie sich sicher sind: Bernhard ist tot. Doch er überlebt wie durch ein Wunder. Mehrfach muss er in Deutschland operiert werden, bis seine Verletzungen einigermaßen ausgeheilt sind. Auf einem Ohr hört er heute kaum noch etwas. Neben den körperlichen Schäden sind es aber vor allem die seelischen, die nachwirken. Dass er nach dieser Attacke ein zweites Mal angegriffen und fast totgeprügelt wurde, als er Zeuge eines Mordes wurde, erzählt er nur noch beiläufig. Ebenso von den unzähligen Morddrohungen gegen ihn, von Leuten, die nicht wollen, dass er seiner Arbeit weiter nachgeht.
Bruder Bernhard engagiert sich seit vielen Jahren im Südsudan. Seine Ordensgemeinschaft ist Partner des Kindermissionswerks ,Die Sternsinger’. (...)
Hintergrund:
Das Kindermissionswerk ,Die Sternsinger’ unterstützt aktuell 18 Projekte im Südsudan, vorwiegend im Bereich Bildung und Gesundheit. Zudem stellt das Hilfswerk der Sternsinger immer wieder Geld für Nothilfen bereit. Der Südsudan ist das jüngste Land der Welt und hatte im Sommer 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan erklärt. Zwei Jahre später, im Dezember 2013, begann in dem Land ein Bürgerkrieg. Mit dem Mitte Januar dieses Jahres geschlossenen Friedensabkommen hat sich erstmals die Regierung mit allen Oppositionsgruppen auf eine Waffenruhe verständigt. Eine neue Einheitsregierung soll nun für Stabilität sorgen.