Interview mit Bischof Stanislaw Schyrokoradiuk aus der Ukraine
„Die Sehnsucht nach Frieden ist immer da“
Stanislaw Schyrokoradiuk ist ein langjähriger Projektpartner des Kindermissionswerks ‚Die Sternsinger‘ – als Bischof des Bistums Charkiw-Saporischschja und als Präsident der Caritas-Spes, die im Jahr 2016 20-jähriges Bestehen feierte. Im Interview erzählt er von den Flüchtlingskindern aus der Ostukraine, die in den gemeinsamen Hilfsprojekten betreut werden.
Was erzählen die Kinder, die aus den Krisengebieten in den Westen der Ukraine geflüchtet sind?
Diese Kinder erzählen von ihren Erlebnissen aus dem Krieg. Wie lange sie sich verstecken mussten, wie sie fliehen mussten. Das sind schmerzhafte Erlebnisse. Und es fällt ihnen schwer, davon zu erzählen. Einige Kinder brauchen Hilfe, psychologische und medizinische. Manche können überhaupt nicht schlafen, sie haben Angst. Das ist auch ein Problem.
Kinder integrieren sich schnell in eine neue Umgebung, wenn Frieden herrscht. Aber nicht alle. Einige haben große Probleme, denn sie vermissen ihre Heimat und ihre Freunde, die sie verlassen mussten.
Haben manche Kinder auch körperliche Verletzungen davongetragen?
Es kommen auch Kinder mit körperlichen Verletzungen, aber schlimmer sind andere Dinge: Sie haben ihre Heimat verloren, ihr Haus, ihre liebsten Sachen, und nun müssen sie in einem fremden Haus wohnen, mit fremden Leuten, ohne Freunde. Wenn die Familie zusammengeblieben ist, ist das gut, aber viele Kinder sind auch nur mit der Mutter, der Oma oder dem Opa geflohen.
Der Krieg ist generell für die Kinder am schwierigsten. Denn die Erwachsenen verstehen manche Hintergründe besser, die Kinder aber verstehen oft gar nicht, warum das alles passiert.
Caritas-Spes feiert 20-jähriges Jubiläum
Die Caritas-Spes in der Ukraine ist ein langjähriger Partner des Kindermissionswerks ,Die Sternsinger‘. Im Jahr 2016 feiert sie 20-jähriges Bestehen. Hier im Video gibt es einige Eindrücke von der vielfältigen Arbeit der Organisiation.
Was können Sie für diese Kinder tun?
Wir müssen zuallererst ein offenes Herz haben für diese Kinder. Sie erleben viel Liebe bei uns. Und was kann die Kirche tun? Es geht auch um die Verkündigung der frohen Botschaft – mit Gott ist die Hilfe viel leichter. Zweitens organisieren wir Erholungsmöglichkeiten für die Kinder. Sie müssen das Vergangene auch mal vergessen können. Z.B. wenn sie in die Karpaten gehen, ins Kinderdorf, mit anderen Kindern in die Berge gehen und so weiter. Und das mindestens drei Wochen, dann können sie sich echt erholen.
Können die Kinder irgendwie dazu beitragen, für Frieden zu sorgen?
Kinder beten für den Frieden, das ist wichtig. Die Sehnsucht nach Frieden ist immer da. Sie haben ständig diese Hoffnung, dass der Friede kommt. Und jeder Krieg hat einmal ein Ende – darum hoffen wir auch weiter, dass dieser Krieg bald zuende geht.
Wie wichtig ist die Hilfe der Sternsinger, des Kindermissionswerks und seiner Partner?
Ich bin sehr zufrieden mit der Hilfe, die Unterstützung könnte nicht besser sein. Wir machen konkrete Projekte, und dafür bekommen wir die entsprechende Hilfe – das ist sehr wichtig für uns und funktioniert einfach gut. Ich bin sehr dankbar dafür.