Madagaskar
„Warum zerstören andere die Umwelt, während man uns beibringt, sie zu schützen?“
Dalia Malalanirina (36), Umweltexpertin in der Diözese Antsiranana in Madagaskar, berichtet über den Klimawandel, die Umweltzerstörung und die Sensibilisierungsarbeit für Kinder in ihrer Region.
Inwiefern ist Ihre Region vom Klimawandel betroffen?
Die Umweltzerstörung nimmt in Madagaskar täglich zu. Der Wald in unserer Diözese wird massiv abgeholzt. Früher gab es große Flächen mit dichtem tropischen Regenwald. Rosenholz und andere wertvolle Hölzer wurden und werden für den Export abgeholzt. Die Wälder werden völlig verwüstet.
Welche klimabedingten Veränderungen konnten Sie im Laufe der vergangenen fünf bis zehn Jahren in Ihrem Umfeld feststellen?
Früher hat es hier fast das ganze Jahr über geregnet. Heute haben wir nur noch drei Monate Regenzeit. In der Trockenzeit trocknen die Flussbetten völlig aus, und die Kinder aus den Dörfern spielen darin Fußball. Die Hitze ist unerträglich geworden. Früher war es durchschnittlich 25 bis 27 Grad warm, heute sind es 30, 31 Grad.
Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptursachen für diese Veränderungen?
Es gibt viele Ursachen. Die massive Abholzung der Regenwälder, die Umweltverschmutzungen, die Autos ohne Schadstofffilter, die Fabriken. Auf dem Meer sind auch die Schiffe für Umweltverschmutzungen verantwortlich.
Wie reagieren die Menschen in Ihrem Umfeld auf die Klimaveränderungen?
Sie sind sich dessen bewusst, vor allem die Bauern. Wenn es sehr heiß wird und die Temperaturen auf 31, 32 Grad steigen, sagen die Leute zueinander: ,Das haben wir verursacht, wir sind daran Schuld. Das passiert, weil wir viele Bäume gefällt haben, wegen der Korruption.’
„Die Natur ist mein Leben, sie ist in meinem Blut. Ich komme aus einer Region, in der es zwei Naturparks gibt und ich wohne nah am Meer. Sie ist meine Heimat.“
Was macht die Politik, um die Natur besser zu schützen?
Die Regierung sensibilisiert die Bevölkerung über das Fernsehen. Sie ruft dazu auf, die Umwelt zu schützen, die Wälder wieder aufzuforsten, keinen Müll wegzuwerfen. Früher war Madagaskar eine grüne Insel, heute ist es eine rote Insel (Anm.: durch die Erosion der „kahlen“ Böden, wird rote Erde zutage gebracht). Außerdem engagieren sich viele Umweltschutzorganisationen in Madagaskar.
Was macht Ihre Diözese?
Wir versuchen, die Menschen zu sensibilisieren, klären auf und initiieren Projekte zur Wiederaufforstung.
Nehmen die Kinder die klimabedingten Veränderungen wahr?
Die Kinder nehmen auf jeden Fall eine Veränderung wahr. Die Hitze hier ist unerträglich, und die Kinder fragen sich, warum es viel heißer ist als früher und warum es nicht mehr so oft regnet. Vor allem in der Saison, in der Rosenholz geschlagen wird, fragen die Lehrer an unserer Grünen Schule die Kinder: ,Was passiert mit diesem schweren Holz? Warum bemühen sich so viele Menschen, an dieses Holz zu kommen? Warum wird es verkauft?’ Wir erklären ihnen warum und bringen ihnen bei, dass es nicht erlaubt ist, diese Bäume zu fällen. Und wir pflanzen mit den Kindern Bäume an. Aber natürlich fragen sie sich: Warum zerstören andere Menschen die Umwelt, während man uns beibringt, sie zu schützen?
Wie groß ist das Interesse der Kinder am Umwelt- und Meeresschutz-Unterricht?
Das Interesse der Kinder ist groß. Schon in der Grundschule bringen wir ihnen bei, dass Madagaskar früher eine grüne Insel war – mit riesigen Wäldern, vielen Tieren – ein gutes Land. Aber heute ist kaum noch was davon übrig. Und wir fragen sie, was sie zum Umweltschutz tun können. Die Kinder überlegen selbst und machen Vorschläge. Wir schärfen ihr Verantwortungsbewusstsein. Und die Kinder sensibilisieren wiederum ihre Eltern.
Woher finden Sie die Kraft und Energie für Ihre wichtige Arbeit?
Ich finde die Energie tief in mir selbst. Seit der Grundschule habe ich mich für Umweltfragen interessiert, sie dann auch studiert. Ich möchte dazu beitragen, die Umwelt zu schützen und in meinem Land den Klimawandel zu begrenzen. Dieser Wunsch treibt mich an und gibt mir Stärke.
Möchten Sie den Sternsingern eine Botschaft vermitteln?
Ja, ich möchte ihnen sagen, dass auch sie mit ihrem Einsatz dazu beitragen, etwas für das Klima, die Umwelt zu tun. Dank ihres Engagements und ihrer Unterstützung helfen sie Kindern auf der anderen Seite der Welt, die Umwelt zu schützen. Für dieses schöne Geschenk sind wir den Sternsingern sehr dankbar.